Sharanagati

Collected words from talks of Swami Tirtha




(aus einem Vortrag von Swami Tirtha, 06.01.2018 vormittags, Sofia)

Wir können einen Menschen nicht ohne seine Beziehungen verstehen. „Ich bin die Tochter meines Vaters“ – das ist eine Beziehung; oder „Ich bin der Chef vieler Leute“ – das ist eine andere Beziehung; oder „Ich bin niemandes Diener“ – das ist auch eine Beziehung. Oder „Ich bin ein Anbeter der Sonne.“ Wir sind immer mit etwas, mit jemandem verbunden. Unser Leben wird von Beziehungen bestimmt. Und was ist der Grund für diese Tatsache? Es ist nicht die Illusion, es ist nicht die materielle Natur. Der Grund ist, dass wir ursprünglich mit der höchsten Quelle aller Existenz verbunden sind.

Man kann Menschen nicht so einfach verstehen. Diese Beziehungsbindung hat ihren Ursprung im spirituellen Himmel. Deshalb müssen wir all diese verschiedenen Beziehungen, die Krishna mit den Jivas haben kann oder die Jivas mit Krishna entwickeln können, richtig verstehen.

Normalerweise träumen die Menschen hier in dieser materiellen Welt von einer idealen Beziehung. Aber das nennt man Illusion. Denn was für eine ideale Beziehung wollt ihr hier auf diesem Planeten Erde? Zunächst einmal seid ihr nicht ideal. Aber ihr erwartet, dass die andere Person ideal ist, nicht wahr? Na kommt! Schaut zuerst auf euch selbst, dann werdet ihr eure Unvollkommenheit verstehen und mitfühlender mit anderen sein – und ihnen eure Gesellschaft nicht zu sehr aufdrängen.

Wenn wir von einer idealen Beziehung träumen, sollten wir diese auf spiritueller Ebene suchen. Und ich möchte euch nicht ärgern – natürlich brauchen wir alle ideale Lösungen. Aber seit nicht überrascht, dass auf diesem Planeten Erde einige Störungen, einige Disharmonien auftreten – das ist natürlich. Deshalb müssen wir die ideale Beziehung auf spiritueller Ebene finden.

Bisher haben wir die ideale neutrale Beziehung, das ideale Dienen und die ideale Freundschaft besprochen. Was gibt es sonst noch? Welche Skala haben wir bisher abgedeckt? Neutralität war ein einfaches Bewusstsein, die Existenz Gottes zu akzeptieren. Dann waren wir etwas aktiver, aber auf untergeordnete Weise. Dann begannen die Freunde, auf gleicher Ebene zu handeln und sich zu verhalten. Und wenn wir etwas näher herangehen, sehen wir, dass einige der Freunde jünger sind, einige älter, aber das ist die Skala – von einer sehr weit entfernten Verbindung über untergeordnet bis hin zu gleichberechtigt.

Und jetzt kommt etwas anderes – wenn die Devotees sich überlegen fühlen. Das nennt man Elternschaft.

„Wenn sich ekstatische Liebe zu einer elterlichen Beziehung entwickelt und sich stetig etabliert, wird diese Beziehung Vatsalya-Rasa genannt. Die Darstellung dieses Vatsalya-Rasa-Standards hingebungsvollen Dienstes findet sich im Umgang Krishnas mit seinen Anhängern, die sich als ältere Persönlichkeiten wie Vater, Mutter und Lehrer darstellen.[1]

Was bedeutet ältere Persönlichkeiten?

Paramananda: Jemand, der uns unterrichtet.

Krishna Priya: Der sich um die Jüngeren kümmert.

Vedavid: Wer verantwortlich ist.

Swami Tirtha: Ja; oder wir können einfach sagen: Wer uns liebt. Natürlich lieben alle anderen ihre Partner, aber die Liebe der Älteren ist nahezu bedingungslos. Wie steht es mit eurer Mutter? Was auch immer ihr tut, allen Unsinn – sie wird euch lieben. Nahezu bedingungslos. Hier haben wir also aus diesen Beispielen etwas zu lernen. Denn normalerweise ist unsere Liebe an Bedingungen geknüpft. „Ich liebe dich, wenn…“ „Ja, aber…“ Und nun propagiere ich diese sozusagen „bedingungslose Liebe“ nicht, weil ich nicht glaube, dass es sie gibt. Dennoch muss Selbstlosigkeit eingeschlossen sein. Solange wir nicht völlig frei von allen materiellen Verunreinigungen und allen falschen Konzepten sind, bezweifle ich, dass wir von selbstloser Liebe sprechen können, weil wir an Bedingungen geknüpft sind. Dennoch können wir hier in der Liebe einer Mutter, in der Dienstverantwortung eines Vaters eine sehr selbstlose Haltung sehen. Und es gibt eine große Frage: Wessen Liebe ist größer – die Liebe des Vaters oder die Liebe des Sohnes? Was ist eure Meinung?

(Fortsetzung folgt)

1. der Nektar der Hingabe Kap. 43



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