


Sharanagati
Collected words from talks of Swami Tirtha
Apr
3
(Aus einem Vortrag von Swami Tirtha, 15.08.2018, Ludasto)
(Fortsetzung vom vorherigen Freitag)
„Nachdem der Priester seine täglichen Pflichten erledigt hatte, ging er zur Ruhe. In einem Traum sah er die Gottheit Gopinatha, die zu ihm kam und wie folgt sprach: „Oh Priester, bitte steh auf und öffne die Tempeltür. Ich habe einen Topf mit süßem Reis für den Sannyasi Madhavendra Puri aufbewahrt. Dieser Topf mit süßem Reis steht direkt hinter meinem Vorhang. Du hast ihn wegen meiner Tricks nicht gesehen.“ Als der Priester aus dem Traum erwachte, stand er sofort auf und hielt es für ratsam, ein Bad zu nehmen, bevor er das Zimmer der Gottheit betrat. Dann öffnete er die Tempeltür. Gemäß den Anweisungen der Gottheit fand der Priester den Topf mit süßem Reis hinter dem Stoffvorhang. Er holte den Topf heraus und wischte den Platz auf, an dem er aufbewahrt worden war. Dann verließ er den Tempel. Er schloss die Tempeltür und ging mit dem Topf ins Dorf. Er suchte an jedem Stand nach Madhavendra Puri. Mit dem Topf in der Hand rief der Priester: „Würde der, dessen Name Madhavendra Puri ist, bitte kommen und diesen Topf nehmen! Gopinatha hat diesen Topf mit süßem Reis für dich gestohlen!“ Der Priester fuhr fort: „Würde der Sannyasi, dessen Name Madhavendra Puri ist, bitte kommen und diesen Topf mit süßem Reis nehmen und das Prasadam mit großer Freude genießen! Du bist der glücklichste Mensch in diesen drei Welten!“[1]
Diese Verse erklären den Unterschied zwischen der absoluten und der relativen Wahrheit. Hier zeigt sich Gopinath deutlich als Dieb – er stiehlt einen Teil des süßen Reises. Und dies wurde nicht geheim gehalten, sondern kühn verkündet: „Gott ist ein Dieb.“ Denn wenn Er stiehlt, bereitet das allen viel Freude. Im materiellen Bereich ist Diebstahl eine kriminelle Handlung, doch im spirituellen Bereich sind alle dadurch glücklich.
Was also tun? Wir sind Anhänger Krishnas, also lasst uns seinem Beispiel folgen – den süßen Reis stehlen? Nun, vor zwei Tagen gab es süßen Reis. Er war so lecker, dass ich unbedingt noch eine Schüssel stehlen wollte. Aber glücklicherweise hielten mich die bhaktas von dieser kriminellen Aktivität auf, weil sie mir selber noch etwas brachten.
Dennoch kann man manche Dinge stehlen. Zum Beispiel kann man seine Aufmerksamkeit von Illusionen ablenken. Oder man kann das Herz eines anderen Menschen stehlen. Das können wir tun. Aber nicht für uns selbst, sondern nur als ein von Herzen kommendes Opfer. Und das ist Predigen. Man lenkt die Aufmerksamkeit anderer auf das göttliche Ziel. Ich denke, das ist eine sehr erhabene Kampagne.
Der Priester hatte diese Vision in der Nacht. Dann befolgte er die Anweisung, nahm den süßen Reis und rannte zum Marktplatz, um Madhavandra Puri zu suchen.
„Als Madhavendra Puri diese Einladung hörte, trat er heraus und gab sich zu erkennen. Der Priester brachte ihm den Topf mit süßem Reis und verbeugte sich vor ihm. Als ihm die Geschichte mit dem Topf mit süßem Reis ausführlich erzählt wurde, versank Shri Madhavendra Puri sofort in ekstatischer Liebe zu Krishna. Als er die ekstatischen Liebessymptome sah, die sich in Madhavendra Puri zeigten, war der Priester von Staunen erfüllt. Er verstand, warum Krishna ihm so dankbar war, und er erkannte, dass Krishnas Handeln angemessen war.“[2]
Kommt ihr auch manchmal zu diesem Schluss? „Er hatte wieder einmal Recht.“ Denn es heißt: „Ein Anhänger kann Gott Krishna vollständig kontrollieren. Es ist unmöglich, Krishna zu besiegen, aber durch hingebungsvollen Dienst kann ein Anhänger ihn kontrollieren.“ In der Brahma Samhita heißt es: vedeshu durlabham adurlabham atma-bhaktau[3] – „Durch die Veden ist es unmöglich, zu Ihm zu gelangen, aber durch atma-bhaktau, durch Hingabe des Herzens und Hingabe der Seele, ist es sehr leicht Ihn zu verstehen. Man kann Krishna nicht allein durch das Lesen der vedischen Literatur verstehen. Wer ihn nicht liebt, kann ihn nicht verstehen. Deshalb muss man über das Studium der vedischen Schriften hinaus, den Höchsten verehren. Diese beiden Prozesse unterstützen sich gegenseitig. Die Liebe zu Gott schlummert in jedem Herzen. Und wenn wir einfach den Regeln des hingebungsvollen Dienstes folgen, erwacht diese schlummernde Liebe.
(Fortsetzung folgt)
1 Chaitanya Charitamrita, Madhya 4.126–4.134
2 Chaitanya Charitamrita, Madhya 4.135–4.137
3 Brahma Samhitā 5.33
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