Sharanagati

Collected words from talks of Swami Tirtha



Apr

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(Aus einem Vortrag von Swami Tirtha, 15.08.2018, Ludasto)

(Fortsetzung vom letzten Freitag)

Die Liebe zu Gott ist für uns nichts Neues. Sie ist eine ursprüngliche, urtümliche, uralte und ewige Botschaft. Sie ist der Grund und Sinn unseres Lebens und begründet unsere Existenz. Diese göttliche Verbindung ist der ultimative Grund, das absolute der spirituellen Wahrheiten. Deshalb müssen wir nichts Neues lernen, sondern nur dieses ursprüngliche Wissen, diese ursprüngliche Wahrheit, die bereits da ist, wiederbeleben.
Gut, aber wie geht das? Erst kürzlich sprach ich mit einer jungen Dame. Und sie sagte: „Oh, ich höre mir gerne die Vorträge dieses und jenes Swami an – es ist so schön, er vermittelt so eine gute Botschaft. Er ist ein berühmter, anerkannter Meister und Lehrer. Und er lehrt: „Alle Wahrheiten sind in deinem Herzen, du brauchst keinen Lehrer.“ Das ist die Lehre dieses Lehrers – dass es keinen Lehrer braucht. Und auch keine Lehre. Ich höre seinen Vorlesungen gerne zu. Moment mal! Was soll das? Bist du ein vernünftiger Mensch? „Ich bin ein Lehrer, der dir sagt, dass du keinen Lehrer brauchst.“ Was soll das? Menschen sind so komisch. Er verhält sich wie ein Lehrer, um den Leuten beizubringen, dass sie keinen Lehrer brauchen. Komm schon, es ist umwerfend!
Aber Spaß beiseite, wir müssen sehr, sehr dankbar sein, wenn wir eine gute Botschaft aus einer guten Quelle hören können. Dann haben wir bereits zwei Drittel dieser heiligen Dreifaltigkeit – eine gute Botschaft aus einer guten Quelle. Und was ist das dritte Drittel? Ja, ein guter Zuhörer, ein guter Boden – das müsst ihr werden. Wenn diese heilige Dreifaltigkeit also vorhanden ist, bietet ihr eine sehr tiefe Grundlage für realistisches spirituelles Wachstum.
Der Priester im Tempel, der Hauptpujari, bot dem Bettler sofort Dandavats an. Ein Hauptpujari zu sein, ist ein sehr prestigeträchtiger und sehr intimer Dienst. Manchmal ist es schwierig für Menschen, das Mysterium dieser persönlichen Art der Verehrung, wie z. B. das Verehren von Murti. Aber ich denke, für euch, da ihr aus einem orthodoxen Umfeld kommt, ist es einfacher, weil die Ikonen dort sehr verehrt und respektiert werden und ihr eine lebendige Kraft, eine lebendige Verbindung aufbauen könnt. Ich habe auch gehört, dass in einigen katholischen Kreisen die Mutter Maria verehrt wird und eine reisende Gottheit der Mutter Maria existiert. Eine Familie kann sich einen Monat lang um die Gottheit kümmern, dann kommt die Mutter Maria zur nächsten Familie. Die Kinder, die die Mutter Maria am stärksten umarmen, können sie einen Monat lang mitnehmen.

Warum erwähne ich das? Weil man ohne Praxis nicht wissen kann, was es bedeutet ein Murti zu verehren. Theoretisch könnten wir ein gewisses Verständnis haben und einige Worte dazu finden. Aber sobald ihr es versucht, werdet ihr sehen, wie es funktioniert. Dann stellt sich sofort diese dienende Stimmung und diese Aufmerksamkeit ein.
„Der Priester erwies Madhavendra Puri seine Ehrerbietungen und kehrte zum Tempel zurück. Dann aß Madhavendra Puri in Ekstase den süßen Reis, den Krishna ihm angeboten hatte. Danach wusch Madhavendra Puri den Topf und zerbrach ihn in Stücke. Er band alle Stücke in sein Tuch und bewahrte sie sorgfältig auf. Jeden Tag aß Madhavendra Puri ein Stück aus diesem Tontopf und wurde danach sofort von Ekstase überwältigt. Das sind wunderbare Geschichten
.“ [1]

Wir werden hier für heute aufhören; wir haben einen weiteren schönen Teil dieser Geschichte gelesen. Normalerweise werden wir erzogen und gelehrt, dass Menschen dem Göttlichen dienen sollen – der Mensch soll Gott dienen. Aber hier ist ein weiteres Beispiel, wo Gott seinen geliebten Dienern dient. Im Allgemeinen ist spirituelle oder spirituelle religiöse Praxis die Suche nach Gott. Doch hier sehen wir eine spirituelle Praxis – die Suche nach dem Diener. Wer war das – Diogenes, der tagsüber mit einer angezundedet Laterne auf dem Marktplatz gehte und sagte: „Ich suche nach Menschen.“ Manchmal suchen wir also, manchmal sucht der Höhere. Es ist so schön, dass die Menschen nach Gott, dem Höchsten, suchen. Aber ist es nicht noch viel schöner, aufregender und unglaublicher, dass der Höchste nach seinen Dienern sucht? Ich denke, wenn an der Stelle von Gott sein würdet, würdet ihr auch nach einem Diener wie Madhavendra Puri suchen.
Habt ihr so eine Suche in eurem Leben? Vor einigen Jahren schrieb mir Yashoda einen Brief. Das war sehr interessant, weil er eine poetische und romantische Erklärung dieser Suche war. Erinnern Sie sich? Wie Krishna Radhika nachläuft, und dann gab es noch ein zweites Kapitel dieser Geschichte – wie Radhika Krishna sucht. Anhand einiger Saris und Chaddars, die hier und da fallen, und ein paar Schritten erinnern sie sich aneinander und wissen, dass dies die richtige Richtung ist. Wir sollten auch die Zeichen dafür finden, dass dies die richtige Richtung ist.

(Fortsetzung folgt)

1. Chaitanya Charitamrita, Madhya 4.138-140



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