Sharanagati

Collected words from talks of Swami Tirtha




(aus einem Vortrag von Swami Tirtha, 06.01.2018 vormittags, Sofia)

(Fortsetzung vom vorigen Freitag)

Frage von Mathuranath: Maharaj, vielleicht ist das eine knifflige Frage – wer liebt mehr, der Vater oder der Sohn. Vielleicht sollten wir fragen: Wer ist eher bereit zu dienen? Einmal hörte ich mir einen Vortrag an, in dem es um Freundschaft ging: „Wen kann man einen echten Freund nennen? Und habt ihr jemanden, mit dem ihr so befreundet seid?“ Die Antwort war für mich umwerfend. Wenn man sagt, dass man der Freund von jemandem ist oder einen Freund hat, sollte der andere bereit sein, alles für einen zu opfern; und selber bereit sein, alles für ihn zu opfern? Liebe ist Opfer, Selbstaufopferung. Ich entschuldige mich dafür, aber das ging mir durch den Kopf und ich beschloss, es mitzuteilen.

Swami Tirtha: Richtig. Vielleicht können wir nicht „besser“ oder „mehr“ sagen, aber wir lieben uns auf unterschiedliche Weise. Eine weitere große Frage in jeder Beziehung ist, ob die Gefühle voll ausgewogen sind. Aber normalerweise sind sie unausgewogen, normalerweise ist die eine Person der anderen gegenüber liebender als umgekehrt. Jemand ist sehr wichtig für euch, und ihr gebt nicht dasselbe zurück. Es gibt ein Mantra dazu: „Ich weiß, dass ich für dich nur einer von vielen bin, aber für mich bist du der Einzige.“ Ist es bitter, wenn wir das sagen? Nein, ist es nicht. Denn zumindest haben wir einen Fokus.

Paramananda: Auch wenn das eine gewisse Erleichterung ist, ist es dennoch bitter.

Swami Tirtha: Seht ihr, das ist nicht bedingungslos, denn ihr wollt die volle Aufmerksamkeit der anderen Person. Das ist natürlich, und deshalb habe ich gesagt, dass bedingungslose Liebe eine Theorie ist! Wir wollen die andere Person. „Ich will deine Gesellschaft.“ Es ist nicht so: „Ich will, dass du hierhin und dorthin gehst. Nein, bleib hier!“ Was für eine bedingungslose Liebe, das ist Blödsinn. Jedenfalls bin ich davon überzeugt, dass die besitzergreifende Liebe die höchste ist. Aber niemand versteht das, also spreche ich nicht darüber.

Aber als Eltern müsst ihr aufgrund eurer Position als Vater oder Mutter zweifellos Verantwortung übernehmen. Dies ist eine Eigenschaft. Und die Kinder sollten sich daran halten.Dennoch gibt es heutzutage Websites, die Kinder dazu erziehen, ihre Rechte wahrzunehmen und zu verstehen. Sechs- bis siebenjährige Kinder müssen über ihre Rechte aufgeklärt werden. Und es gibt Organisationen, die ihre Rechte gegenüber ihren Eltern vertreten. Wer klärt sie über ihre Pflichten auf? Wie könnt ihr es wagen, über Rechte zu sprechen, ohne über die Pflichten zu sprechen? Ohne Pflichten gibt es keine Rechte, tut mir leid. Wenn ihr diese nicht erfüllt, was erwartet ihr dann? Natürlich, bitte, Väter und Mütter, erinnert euch an eure Kindheit, denn normalerweise wiederholen wir, was wir vermeiden wollten.

Deshalb müssen wir uns ein Beispiel an Nanda Baba und Mutter Yashoda nehmen. Sie sind gute Beispiele. Normalerweise ist der Vater strenger und die Mutter sanfter zum Kind. Aber was sehen wir bei Nanda Baba und Yashoda Maya? Manchmal ist sie sehr stark und er sehr nachsichtig. Sie nimmt den Stock und jagt Krishna hinterher. Das passiert bei Nanda Baba nie. Was tut er? Wenn Krishna morgens loshetzt, um sich um die Kühe zu kümmern, fragt er: „Hast du schon gefrühstückt?“ Denn Krishna ist morgens spät dran. Kennt ihr dieses Gefühl – wenn ihr dem Bus hinterherlauft? Krishna ist also auch morgens spät dran und ist deshalb in Eile, aber Nanda Baba hält ihn auf und sagt: „Mein lieber Sohn! Hast du etwas zu essen?“ „Nein, nein, nein. Ich habe nichts“, sagt Krishna. „Dann nimm meines!“

Aber wisst ihr, obwohl in Indien im Allgemeinen sehr scharf gekocht wird, wird für die Kinder trotzdem weniger scharf gekocht. Aber dies ist das Chapati von Nanda Baba und es ist scharf. Wenn die Kinder also auf die Weide gehen, die Kühe hierhin und dorthin laufen lassen und sich hinsetzen, um ihr Frühstück zu essen, dann wird Krishna es probieren und sagen: „Es ist zu scharf!“ Und was macht die Mutter in der Zwischenzeit? Sie jagt und tadelt und erzieht immer und tut dies und das – das ist sehr schwer zu ertragen.

Yashoda: Aber ihr Essen ist süß, nicht scharf.

Swami Tirtha: Ja, gut. Kehren wir nach dieser romantischen Pause zur Philosophie zurück.

(Fortsetzung folgt)



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